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Novum

NOVUM macht Energiespeicher berechenbar

Dresden
Geschäftsführerin Mandy Schipke

Die Batterie-Versteher

Jeder kennt sie, doch was in Batterien wirklich vor sich geht, ist selbst für Experten schwer nachzuvollziehen. Exakter Ladezustand? Genaue Lebensdauer? – Dazu konnten Anbieter bisher nur grobe Angaben machen. Beim Akkuschrauber mag das kein Problem sein. Doch wenn es um Autobatterien oder große Energiespeicher von Windanlagen geht, wird Ungenauigkeit schnell zum Kostenfaktor.

Eine Lösung haben die Dresdener Ingenieure von NOVUM gefunden. Mithilfe modernster Messtechnik und künstlicher Intelligenz blicken sie direkt ins Herz von Batterien. Dafür wurde das Team zum High Tech Startup Europe gekürt. Im Interview berichtet Geschäftsführerin Mandy Schipke wie NOVUM Unternehmen und der Umwelt hilft. 

Ihren Ingenieuren gelingt es, in Batterien hineinzusehen, ohne laufende Prozesse zu unterbrechen. Wie können wir uns das vorstellen?

Mandy Schipke: Dafür haben wir zwei Wege entwickelt. Wenn uns viele Daten über die Batterie zur Verfügung stehen, laden wir diese in unsere Cloud und werten sie mithilfe neuronaler Netze aus. Das ist eine Art künstliche Intelligenz, die große Datenmengen verarbeiten und relevante Informationen herausfiltern kann.

Weil viele Unternehmen nicht genug Daten über ihre Energiespeicher sammeln, haben wir zudem eine eigene Messtechnik entwickelt und patentieren lassen. Diese wird an der Batterie angebracht, schickt Strom hinein und erhält ein Echo, das sich als Kurve darstellen lässt. Dank neuronaler Netze analysieren wir diese Kurve genauer als es je zuvor möglich war und können somit exakte Aussagen über Ladezustand und individuelle Lebensdauer treffen.

Im Labor von NOVUM wird eine Batterie zahlreichen Tests unterzogen.
An das Büro von NOVUM schließt sich eine Werkstatt an, in der die Ingenieure an der Weiterentwicklung ihrer Technik arbeiten.

Die Erfindung der Batterie liegt über 220 Jahre zurück. Warum war es bisher so schwer, den Zustand von Batterien zu bestimmen?

Mandy Schipke: Batterien sind einer Vielzahl von Umweltfaktoren ausgesetzt, z. B. Temperatur und Nutzerverhalten. Der Ladezustand und die Entwicklung der Kapazität können deshalb bei zwei Batterien der gleichen Art vollkommen unterschiedlich sein.

Wissenschaftler arbeiten seit vielen Jahren daran, verlässliche Aussagen über den Zustand von Batterien zu treffen. Umwelteinflüsse werden in Laboren nachgestellt, um ihre Wirkung auf Batterien zu überprüfen. – Ein langwieriger, kostenintensiver Prozess mit vagen Ergebnissen, weil Laborbedingungen eben nie zu 100 % den realen Umständen entsprechen.

Warum sind solche Informationen für Ihre Kunden von großer Bedeutung?

Mandy Schipke: Wir arbeiten vor allem mit Kunden aus dem Großspeicher- und Automobilbereich zusammen. Um sicherzugehen, dass beispielsweise kein Elektroauto auf freier Strecke stehen bleibt, wurden bisher Batteriepuffer eingesetzt. Zudem werden Batterien vorsorglich viel zu früh ausgetauscht. Für Unternehmen stellt beides ein Kostenproblem dar. Außerdem werden Ressourcen verschwendet. Dabei ist das Recycling von Batterien nach wie vor kompliziert. Mit unserer Technologie können Batterien kleiner gebaut und länger genutzt werden. Für unsere Kunden bedeutet das mehr Effizienz und Umweltfreundlichkeit!

Sie haben sich bewusst für den Standort Dresden entschieden. Was gefällt Ihnen hier besonders?

Mandy Schipke: Die Gründe sind einerseits persönlich: Wir kommen alle aus Dresden, unsere Kinder gehen hier zur Schule. Andererseits möchten wir trotz vieler Anfragen aus den USA nachhaltig wachsen. Das geht in Dresden sehr gut. Dank der TU Dresden finden wir dafür hervorragend ausgebildete Absolventen und werden deshalb hoffentlich nie unter Fachkräftemangel leiden.

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Interview und Fotos: Anne Schwerin

TU Dresden

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